Frau Martullo-Blocher ignoriert fundamentale Rechte der Frauen – auf zum Frauenstreik!

Für den 14. Juni 2019 rufen kantonale und nationale, breit abgestützte Komitees zum Frauenstreik auf – und das ist gut so! Unterstützt werden sie dabei von den Gewerkschaften, Frauenorganisationen, weiteren Arbeitnehmenden-Verbänden und vielen weiteren Gruppen und engagierten Frauen.

Wie wichtig der Frauenstreik ist, zeigt die tägliche Realität. Trotz Gleichstellungsartikeln und obwohl wir uns gerne als fortschrittliches, aufgeschlossenes Land verstehen, beträgt der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern immer noch 18.3%, davon sind 7.7% (Mittelwert von 642.- Fr. pro Monat) der sogenannte unerklärte Anteil*. Und die Liste der Benachteiligungen von Frauen in vielen Bereichen unserer Gesellschaft ist nach wie vor lang, wie z.B. unbezahlte Care-Arbeit, Untervertretung in Führungspositionen, Altersarmut, Vereinbarkeit Familie und Beruf. Es muss endlich vorwärts gehen!

In der Schweiz ist die Gleichstellung der Geschlechter seit 1981 in der Bundesverfassung verankert. Der Gleichstellungsartikel verpflichtet, für rechtliche und tatsächliche Gleichstellung zu sorgen, und enthält ein direkt durchsetzbares Individualrecht auf gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit. 1996 trat das Gleichstellungsgesetz in Kraft; es konkretisiert den Verfassungsauftrag für das Erwerbsleben, verbietet direkte wie indirekte Diskriminierungen in allen Arbeitsverhältnissen und soll die Chancengleichheit im Erwerbsleben sicherstellen.

Frau Martullo-Blocher zeigt nun mit ihren kürzlich in den Medien geäusserten Drohungen, die von Einzel-Entlassungen bis hin zur Aufkündigung des Betriebsvertrages gehen, dass sie nicht nur die Grundrechte ihrer weiblichen Angestellten gezielt ignorieren will. Sie zeigt auch, dass sie die ganze Problematik nicht erfasst hat und für sie die Verfassung und deren wirkliche Umsetzung keine Bedeutung hat. Dabei verkennt sie, dass unsere Wirtschaft gerade in Zeiten von Fachkräftemangel auf gut ausgebildete Frauen, auch in Führungspositionen, angewiesen ist. Nach der Ausbildung sollen und wollen die Frauen ihren Beitrag leisten, auch zugunsten ihrer AHV. Und Frauen sind nicht einfach Mitläuferinnen, sondern gleichwertige und wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft und tragen zur Wertschöpfung und zum Zusammenhalt in unserem Kanton bei.

Der Gewerkschaftsbund Graubünden hält Frau Martullo-Blochers Aussagen deshalb für kreuzfalsch und schädlich. Weder die Gewerkschaften noch die Frauen in unserem Kanton und Land dürfen sich von solch fehlplazierten Drohungen einschüchtern lassen. Wir rufen weiterhin alle Frauen des Kanton Graubündens auf, sich am 14. Juni zu engagieren, zu streiken und/oder auf ihre eigene kreative Art auf die Dringlichkeit der Gleichstellung hinzuweisen. Und wir rufen gleichzeitig alle Männer auf, sich mit den Frauen zu solidarisieren.

* Quelle: Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau

https://www.ebg.admin.ch/ebg/de/home/themen/arbeit/lohngleichheit/grundlagen/zahlen-und-fakten.html

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